Nun also Italien…ist bei uns beiden schon etwas länger her, dass wir hier Urlaub gemacht haben und außer ein paar Kindheitserinnerungen von Strand und Campingplatz ist zumindest bei mir nichts hängen geblieben. Warum wir uns Neapel ausgesucht haben? Weil wir so eine wunderschöne Altstadt mit der grandiosen Steilküste weiter südlich kombinieren können…und weil die Flüge günstig waren ?
Nachdem wir unsere Rucksäcke im Apartment deponiert hatten, ging es auch quasi sofort los in die Altstadt Neapels mit seinen engen Gässchen und alten Häuschen. Wie immer liefen wir ohne Plan einfach kreuz und quer durch die Straßen und entdeckten ein süßes Plätzchen nach dem anderen. Durch Zufall kamen wir auch an „Napoli Sotterranea“ vorbei, ein Zugang zu Neapels Untergrund. Früher hatte man nämlich einfach ein paar Meter unter den Häusern das Baumaterial für ebendiese beschafft und das Vulkangestein im großen Stil abgetragen. Es entstand ein riesiges Geflecht aus Tunneln und unterirdischen Hallen, die später auch als Wasserleitungen, Müllhalden oder Zufluchtsort im zweiten Weltkrieg benutzt wurden. Schön kühl wars hier unten in 40 Metern Tiefe ? Nach der 90 minütigen Führung hatten wir noch Zeit die berühmte Krippenstraße zu besuchen. Nein, hier gibt es nicht nur Krippen zu kaufen, sondern eigentlich alles im Miniaturformat: eine Metzgerei, eine Pizzeria, eine Schneiderwerkstatt und und und… Alleine ein einziger Stand mit den Miniaturbauten konnte zur Reizüberflutung werden, aber wir stehen ja auf so kleine nachgebaute Welten. Bei einer wagenradgroßen Pizza (für 3,50 Euro!) ließen wir anschließend den Tag ausklingen und rollten hinterher nach Hause.
Schon am nächsten Tag mussten wir wieder den schweißtreibenden Weg zum Flughafen in Angriff nehmen, um dort unseren Mietwagen abzuholen. Leider gibt es in Neapel kaum Parkplätze und wenn dann nur für horrende Preise und so entschieden wir uns für diese umständliche Art an unser Gefährt zu kommen. Ziemlich schnell stellten wir fest, dass Neapel außerhalb der historischen Innenstadt echt nicht schön ist! Die Miet-Blocks sehen erbärmlich aus und alles wirkt schmuddelig. Auch sonst hat dieser Teil von Italien einen interkontinentalen Flair: die Straßen sind schlecht wie in Myanmar, überall Müll wie auf Lombok/Indonesien und die Verkehrsregeln ähneln denen in Vietnam (es gibt keine).
Nun ja, wir schafften den Weg zum Vesuv ohne Blessuren trotz in der Kurve entgegen rasender Busse. Drei Kilometer unterhalb des Kraters fängt dann die Abzocke an: man zahlt 5 Euro fürs Parken, erhält aber keinen wirklichen Parkplatz, sondern darf sich in einer nicht enden wollenden Parkschlange am Straßenrand einreihen. Anschließend muss man den gesamten Weg zurück bis zum Anfang des „Parkplatzes“ laufen, um dort zwei Euro für den Shuttlebus zu bezahlen. Dieser bringt einen dann bis kurz unterhalb des Kraters, wo man bitteschön ein Ticket für zehn Euro löst, um damit den restlichen Weg zu Fuß auf nicht angelegten, vermüllten Pfaden zurücklegen zu dürfen.
Joar… und dann kuckst du halt in dieses staubige Loch.. Vielleicht interessant, wenn man noch nie einen Vulkan aus der Nähe gesehen hat, ansonsten darf man sich diese Sehenswürdigkeit gerne sparen.
Im Anschluss setzten wir unseren Weg zur Amalfiküste fort und um so näher wir dieser kamen, desto schöner wurde auch endlich die Umgebung: kleine Dörfer an den Hängen und spektakuläre Aussichten ins Tal. In Maiori angekommen war das hässliche Hinterland schon längst vergessen. Dieses süße kleine Dorf am Meer schmiegte sich an die Hänge der Berge ringsum und war einfach nur putzig!
Gleich am nächsten Morgen fuhren wir entlang der Amalfitana, der Küstenstraße, nach Bomerano, wo der berühmte Wanderweg „Sentiero degli dei“ beginnt. Dieser acht Kilometer lange Weg führt immer schön an der Steilküste entlang und der unglaubliche Ausblick nimmt währenddessen kein Ende. Eine der schönsten Wanderungen die wir bisher gemacht haben! Was einfach begann wurde alsbald aber ziemlich anstrengend, da der Weg hauptsächlich über unebenen Fels führte, das Thermometer mittlerweile auf 35 Grad geklettert war und zum Schluss noch 400 Höhenmeter über eine Treppe hinabgestiegen werden mussten. Fix und alle kamen wir in Positano an, dem wohl schicksten Ort an der Amalfiküste. Irgendwie passten die ganzen übertrieben gestylten Touristen im Ort nicht zu den ankommenden verschwitzten Wanderern…Nun ja, ihr wisst ja was wir von solchen Divas und Don Geilos halten, wir wollten da schneller wieder weg als unseren Füßen lieb war und so fanden wir uns nach einer kurzen Runde durchs Dorf auch schon wieder an der Bushaltestelle ein. Wenn wir da geahnt hätten, welche Odyssee uns noch bevor steht…? Ich erspare euch die Details, wir benötigten für die 27 Kilometer zurück zum Auto jedenfalls ganze drei Stunden! Und ohne Einsatz der Ellenbogen würden wir wahrscheinlich heute noch dort stehen…die Organisation erinnert hier stark an Südamerika ?
Mit fünf Litern Wasserverbrauch pro Kopf schlugen wir an diesem Tag unseren Trink-Rekord aus Angkor Wat.
Auch noch am nächsten Tag fühlten wir uns leicht überfahren und entschieden uns für einen stressfreien Sightseeing-Tag in Ravello, einem Dorf ganz oben auf der Steilküste. Hier, ein Stück abseits der Haupttouristen-Route, ging es sehr entspannt zu und in den meisten Gassen waren wir alleine. Das Dorf war für uns das Schönste der gesamten Amalfiküste, weil es hier nicht nur diese tollen, alten Gemäuer gab, sondern auch idyllische Parks mit sensationeller Aussicht hinunter aufs Meer. Da wir nachmittags noch etwas Zeit hatten, machten wir noch eine kurze Stippvisite in die Küstendörfer Atrani und das wohl am bekannteste Städtchen der Küste: Amalfi. Nachdem sich Atrani als eher unspektakulär entpuppte, zogen wir gleich weiter in das nur einen Katzensprung entfernte Amalfi, mit seinen von Besuchern verstopften Straßen. In den schmalen Passagen links und rechts den Hang hinauf war es aber tatsächlich noch sehr ruhig und gemütlich.
Unseren letzten vollen Tag verbrachten wir mit der Rückreise nach Neapel, gaben unseren Mietwagen ab und streiften noch ein bisschen durch die Altstadt. Spontan fuhren wir mit der Zahnradbahn zum Castel Sant‘Elmo hinauf und genossen die spektakuläre Sicht über die Stadt und die Küste. Im Anschluss noch einmal Pizza bis zum Umfallen..
Fazit: Manchmal erinnerte das Reisen hier im Süden Italiens an das in Bolivien oder Peru, schlecht organisiert und für Individualreisende auch ziemlich anstrengend günstig von A nach B zu kommen. Auf der anderen Seite gibt es an der Amlfiküste so viele schnuckeligen kleine Örtchen zum Verlieben und die Altstadt von Neapel ist auch solch ein Schmuckstück, dass sich der Aufwand und die Kosten durchaus lohnen ? Video folgt in Kürze!
Sooo wunderschön das alles!!! Will ich sofort auch hin! Rapidamente! ? …..und bitte zügig weiterreisen ihr Lieben, ich lese die kurzweiligen Geschichten so gern! Nicht zu reden von den schicken Fotos! ?